Sonderverein
zum Erhalt des Ramelsloher Huhns
Stubenküken in Ramelsloh
Ein Artikel von Herrn Ingo Pape, Chronist Ramelsloh, mit freundlicher Genehmigung
Alljährlich in der Zeit vom Herbst bis in den Frühling hat man sich vor gut 100 Jahren in der Ramelsloher Gegend intensiv mit der Hühnermast beschäftigt.
In der kleinen Stube z.B. stand oft die sogenannte "Kükenbank". In dieser Bank gab es verschließbare Fächer in denen in einfachen Strohnestern die Glucken jeweils ca 18 bis 20 Eier ausbrüteten. Jeden Morgen wurden die Glucken vom Nest genommen und gefüttert.
Nach 21 Tagen waren dann die ersten Küken geschlüpft. Einzeln wurden sie dann dem Nest entnommen und in einer Kiepe zum Trocknen schön warm gestellt.
Zur Kräftigung bekamen sie sodann Buchweizengrütze und dicke Milch.
In den engen Kükenbauern war es warm, und nach kurzer Zeit erhielten sie als Beifutter Kükenfisch serviert. Der Fisch wurde aus Hamburg bezogen und zwar in solchen Massen, dass eine ganze Familie vom Handel leben konnte.
Dann kamen die Küken in die Kükenkammer, die mit einem Heizofen ausgestattet war. Die jüngsten waren immer dicht am Ofen. Die Kammer musste zweimal täglich gereinigt und mit weißem Sand bestreut werden, dazu kam noch die Fütterung.
Im Alter von 5 bis 6 Wochen waren die Tiere schlachtreif. Der Händler welcher auch "Kükenknieper" oder "Plügger" genannt wurde, testete durch Abtasten, ob die Tiere genügend gemästet waren (ca. 750g). Die dann gekauften Hühnchen wurden in Säcken an einem Holzstab über der Schulter in die Pflückstuben gebracht, wo sie sofort geschlachtet und gepflückt, also gerupft, wurden. Die Familien "Renk" von "Hinter den Höfen", "Rieckmann", "Meng" sowie "Heinrich Beken" (aus Sattlers Haus) waren um 1870 die bekanntesten Kükenhändler im Ort.
Für viele Frauen im Ort war das "Plüggen" ein guter Nebenverdienst, denn es gab pro Küken zwei bis drei Pfennig Lohn. Bis spät in die Nacht hinein dauerte es oft, bis die Masthähnchen sauber verpackt waren. Alles musste fertig sein, wenn die Händler früh morgens mit einem Bretterwagen nach Hamburg zogen. Vom Ausspannen lief es weiter mit dem Dampfer zu den Kunden nach Hamburg.
Ein Haushalt konnte auf wöchentliche Einnahmen von 30 bis 40 Mark hoffen, bei einem Masthuhn Preis von 90 Pfennig. Das war viel Geld in der damaligen Zeit. Die geschlachteten Tiere wurden von Hamburg aus weiter verkauft in die großen Städte, bis hin nach Schweden und England.
Das Ramelsloher Huhn hatte damals große Bedeutung und trug den Namen des Ortes weit hinaus, so wird berichtet. Andere Orte im Landkreis nahmen die Mastkükenzucht auf, und so verzeichnete man im Jahre 1899 im Landkreis mehr als eine Millionen Mark Einnahmen.
Stubenküken waren und sind etwas für Feinschmecker. Ein altes Rezept empfiehlt halbe Küken in heller Soße auf Pilzen und Spargelspitzen zuzubereiten.
Das Fleisch der Tiere gilt als zart und saftig bei leichter gelber Färbung!
Ingo Pape (Originaltitel:" Mastküken für Feinschmecker")